Der Garten- für viele das selbst geschaffene Paradies auf Erden- dient vielen in erster Linie als Rückzugsort der Erholung. Jüngst hat der Garten als nachhaltige Nahrungsquelle an Bedeutung hinzugewonnen. Vor allem in urbaneren Regionen werden kleine Gartenflächen immer begehrter. Der Wunsch nach Selbstversorgung boomt. Das Stichwort zum Erfolg: Permakultur
Permakultur: Was ist das?
Begründet wurde die Permakultur von zwei Australiern- Bill Mollison und David Holmgren. Permakultur- abgeleitet vom englischen permanent agriculture – zielt auf ein nachhaltiges Umsetzen von Landwirtschaft und Gartenbau ab, welche das genaue Nachahmen und Beobachten natürlicher Kreisläufe und Ökosysteme verinnerlicht. Permakultur ist ein Gegenentwurf zur dominierenden Industrieagrarwirtschaft, welche mit dem Einsatz von Pestiziden und einer vorgelebten Monokultur vorrangig Gewinnmargen zum Ziel hat. Über die Zeit hat sich der Begriff Permakultur von einer landwirtschaftlichen Gestaltungsmethode zu einer ökologischen Lebensphilosophie der Selbstversorgung, die sich inzwischen zu einer weltweiten Bewegung weiterentwickelt hat. Die Prinzipien der Permakultur lassen sich für alle ihre Projekte in drei Grundgedanken zusammenfassen:
- „Earthcare“ – Der Planet gilt als schützenswert mit besonderer Betonung auf der Fürsorge für Umwelt und weiteres Leben
- „Peoplecare“ -Allen Menschen sollen Zugang zu Lebensgrundlagen haben
- „Fairshares“ -Meint gerechtes Teilen und begrenzten Konsum von Ressourcen
David Holmgren- einer der beiden Entdecker spricht von einer Kultur der nachhaltigen Lebensweise und Landnutzung. Wenig verwunderlich das diese Kultur zahlreiche Anhänger findet, die sich einem respektvollen Umgang mit Rohstoffen widmet: Die sogenannten 5 R´s
- Refusing: Vermeidung aller überflüssiger Konsumgüter
- Reducing: Reduzieren sie Energie, Material und Müll
- Reusing: Gebrauchen sie Dinge mehrmals
- Repairing: Reparieren sie Gegenstände
- Recycling: Aufbereitung und Wiederverwertung von Abfällen für neue Produkte
Die Idee der Permakultur ist keinesfalls nur für die Selbstversorgung oder auf eine bestimmte Zielgruppe abgerichtet. Sie folgt lediglich dem Anspruch einen ertragreichen Garten so effizient und ressourcenschonend wie möglich zu betreiben. Gerade durch aktuell präsente Themen wie den Klimawandel fühlen sich viele Menschen angesprochen. Unsere Nahrungsmittel durchlaufen globale Prozesse. Angefangen mit der Herstellung über den Transport und Verkauf bis zum letztlichen Konsum tragen Nahrungsmittel mehr als 30% zu unserem ökologischen Fußabdruck bei. Um ernährungstechnisch mehr Deutungshoheit zu erhalten und die Nahrungsproduktion wieder in unseren Lebenspunkt zu rücken, ist ein „nahrhafter Garten“ sinnvoll und befriedigend. Auf dem Land als auch in städtischem Umfeld.
Das Ökosystem Garten
Wie ein tropischer Regenwald oder die karge Wüste bildet der Garten ein eigenes in sich geschlossenes Ökosystem. Ökosysteme zeichnen sich immer durch eine Lebensgemeinschaft unterschiedlichster Organismen in einem bestimmten Gebiet aus, in unserem Falle der Garten. Möchte man einen nachhaltigen, vielfältigen und ertragreichen sowie resilienten Garten muss man die dafür benötigten Voraussetzungen schaffen und verbessern. Das Ziel eines Gärtners, der Permakultur umsetzten möchte, ist die Zusammenarbeit mit der Natur um die Nachhaltigkeit und Vielfalt des Ökosystems zu nutzen.
Die Artenvielfalt muss gefördert werden. Die Agrarindustrie, welche sich vor allem auf eine Monokultur konzentriert ist der Gegenentwurf. Die biologische Vielfalt spielt im „nahrhaften Garten“ eine zentrale Rolle. Umso reichhaltiger die Zusammensetzung der Organismen desto größer die Belastbar,- Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit gegenüber schädlichen Ereignissen, wie Umwelteinflüsse, Parasiten oder Pilzbefall.
Permakultur: Die Anwendung
Die Arbeitsplanung lassen sich in zwei maßgebliche Schritte unterteilen. Im ersten Schritt gilt es die Grundprinzipien zu verstehen und anzuwenden, die für jeden Garten gelten. Machen sie sich mit dem Muster, Strukturen und Abläufen der Natur vertraut. Dies gilt nicht nur für heimische Gewächse und wann diese am günstigsten florieren, abhängig von Jahreszeit, Bodenbeschaffenheit und Bedingungen. Wer seinen Garten genau kennt, kann genauer Planung und Einteilung seines Gartens vornehmen. Der zweite Schritt dreht sich um eine spezifische Planung, individuell für jeden Garten. Sämtliche Einflüsse, welche den Ort und die Produktivität beeinflussen sollen hier berücksichtigt werden. Diese können sein:
- Klima
- Topographie
- Bodenqualität
- Eigene Wünsche
- Möglichkeiten und physische Grenzen des Garten
Letzteres muss definieren wie viel Zeit im Garten verbracht wird, wie viel Geld zur Verfügung steht und wie viele Menschen vom Ertrag ernährt werden sollen.
Permakultur: die Ressourcen
Ressource Licht: Die Sonne spielt offensichtlich eine tragende Rolle, hat sie doch großen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen, das Mikroklima und auf die Geothermie. Der Vorgang der Photosynthese ermöglicht das Umwandeln von Strahlungsenergie in pflanzliche Biomasse. Daher ist die bestmögliche Nutzung eine wichtige Aufgabe des Gärtners. Die Entscheidung der bestmöglichsten Platzwahl für ihre Gewächse ist entscheidend. Durch entsprechende Dichtung und Staffelung der Kulturen lässt sich erreichen, dass genügend Energie durch aufgefangene Sonnenstrahlen bereitgestellt wird . Ein genaues Beobachten der Schatten-Sonne-Grenzen kann hilfreich sein um das Sonnenlicht optimal zu nutzen.
Ressource Wasser: Wasser ist eine kostbare Ressource. Sparsame Verwendung daher empfehlenswert. Versuche einer autonomen Versorgung durch Regenwasser sollten angestrebt werden. Natürlich hängt der spezifische Wasserverbrauch unter anderem von folgenden Faktoren ab.
- Bearbeitung des Bodens
- Jährliche Niederschlagsmenge
- Wasser-Aufnahmekapazität des Bodens
- Zusammenstellung der Pflanzenarten
Den Bedarf reduzieren: Um den Wasserverbrauch im Rahmen zu halten, ist es ratsam, nicht nur dem Klima oder dem Boden angepasste Pflanzen zu verwenden. Des Weiteren kann das Gießen begrenzt werden, um die Pflanzen zu animieren, das Wasser aus der Tiefe zu holen oder die Wasser-Aufnahmekapazität durch Zugabe von Kompost zu verbessern. Auch können schattenspendende Pflanzen ihre hitzeempfindlichen Artgenossen schützen.
Pflanzliche Ressourcen: Damit sind vorrangig Abfälle gemeint, die in der Fachsprache als Mulch oder Kompost eine hervorragende Ressource abgeben, die in einem Permakultur-Garten auf keinen Fall fehlen dürfen und daher heißbegehrt sind. Ohne organische Zufuhr gehen nahrhafte Bestandteile langfristig verloren. Die Struktur und Zusammensetzung des Bodens können durch ihren Einsatz bedeutend verbessert werden. Pflanzenabfälle können auch als Mulch verwendet werden. Hierbei wird nachgeahmt was in der Natur geschieht, wenn Blätter von den Bäumen auf den Boden fallen. Mulch schützt den Boden vor Schäden durch Unwetter, verringert das Austrocknen und behindert das Wachstum von Unkräutern. Stickstoffhaltige Abfälle (bsp. Blätter) werden mit kohlenstoffhaltigem Stroh bedeckt, um die Nährstoffzufuhr auszugleichen.
Selbstversorgung: Der Traum der Unabhängigkeit
Umweltverschmutzung, Klimawandel, unlautere Handelspraktiken in der Lebensmittelkette sind wenige der vielen Faktoren, welche für viele das Konzept der Selbstversorgung wieder in den Fokus rücken. Parallel dazu ist die Permakultur ein wichtiger Bestandteil zur Umsetzung der Selbstversorgung. Um sich selbst versorgen zu können sollte Augenmerk auf die Verwendung von essbaren Kulturen gelegt werden. Im Grunde sind viele Pflanzen essbar: Beeren, diverse Blattpflanzen, Stauden, Kräuter, Früchte aber auch Blumen.
Das ganze Jahr Gemüse ernten:
Standardgemäß bewirtet man seinen Garten von März bis September. Allerdings kann man nicht nur als Selbstversorger die Gartensaison ausdehnen. Da meist das für den Winter eingelagerte Gemüse verbraucht ist, stellt das Frühjahr insbesondere für Selbstversorger im mitteleuropäischen Raum, eine kritische Zeit dar. Ab Hilfe kann mit einem Fokus auf Winterkulturen geschaffen werden, welche sich zu Beginn des Frühjahrs ernten lassen. Diese müssen bereits im Herbst gesät werden, da über die Wintermonate von Oktober bis Februar Frost, Minusgrade und ein Mangel an Sonnenlicht ein Wachstum behindern. Abgedeckte Kulturflächen wie Gewächshäuser, Folientunnel oder Frühbeete können die Arbeit erleichtern. Im winterlichen Gemüsegarten können im folgenden Frühjahr die folgenden Gemüsearten geerntet werden: Kohl, Lauch, Pastinaken, Steckrüben. So kann ununterbrochen und über das ganze Jahr hinaus Gemüse geerntet werden. Ein Traum- nicht nur für Selbstversorger.
Ja, so halte ich es auch. Habe gerade, wo bis vor paar Wochen noch die
Tomaten standen, 3/4 der Fläche gleich Gründüngung ausgebracht. Der andere
Teil wird hoffentlich bald mit Spinat und Radieschen bevölkert, damit ich
wenigstens noch etwas ernten kann.
Hallo Chris,
danke für deinen Erfahrungsbericht! So etwas hören wir immer wieder gerne!
Liebe Grüße aus der Garten-Kayser Redaktion 🙂